Schule in Kolumbien & neue Projekte
Als ich vor über einem Jahr den Vertrag für meinen Freiwilligendienst unterschrieben habe, konnte ich mir ehrlich gesagt nicht genau vorstellen, wie meine Arbeit hier in Kolumbien aussehen wird. "Schulassistenz" - bedeutet das, eine Klasse selbstständig zu unterrichten, nutzlos neben einem*r Lehrer*in zu sitzen und sich zu langweilen oder etwas komplett Anderes? Neun Monate und etliche Englischstunden später kann ich diese Frage wesentlich besser beantworten als damals - und genau das möchte ich in dem heutigen Blogeintrag tun. Außerdem werde ich etwas über meine beiden neuen Projekte in einer Behindertenhilfe und im Radio erzählen - viel Spaß beim Lesen!
Meine Schule(n)
In Kolumbien besteht eine Schule meistens aus mehreren verschiedenen Standorten, die "Sedes" genannt werden. Meine Schule heißt "Rural del Sur" und ihre Sedes (also Standorte) liegen weit außerhalb der Stadt in den ländlichen Regionen Tunjas. Die erste Hälfte meines Freiwilligendienstes habe ich ausschließlich an einer Sede namens "Runta Arriba" verbracht. Das ist eine kleine Grundschule mit circa 100 Schüler*innen und fünf Lehrerinnen. Da ich mich dort aus verschiedenen Gründen nicht so wohl gefühlt habe und es auch nicht so viel für mich zu tun gab, arbeite ich seit Januar nur noch ein mal in der Woche dort. Die übrigen Tage verbringe ich an zwei weiteren Sedes dieser Schule: "Runta Abajo" und "Barón Gallero". Der erste Standort ist eine weiterführende Schule, die zwar etwas größer als die Grundschule, jedoch immer noch relativ klein ist. "Barón Gallero" ist mit ca. 30 Schüler*innen und drei Lehrerinnen die kleinste Sede und liegt inmitten der schönen Natur der Anden.
Meine Aufgaben in der Schule
Prinzipiell ist es als Schulassistenz meine Aufgabe, die Lehrer*innen im Englischunterricht zu unterstützen. Meine Tätigkeit sieht jedoch teilweise ganz anders aus und variiert von Sede zu Sede stark. In "Runta Arriba", der Grundschule, an der ich das erste halbe Jahr verbracht habe, gibt es nur selten Englischunterricht, da die Lehrerinnen selbst kaum Englisch sprechen. Außerdem wird eine Klasse immer parallel zu einer anderen von der selben Lehrerin unterrichtet, weil es zu wenige Lehrerinnen gibt. Aus diesem Grund bin ich immer bei der Lehrerin, die gerade zwei Klassen gleichzeitig unterrichtet und kümmere mich um einen Kurs während sie die anderen Kinder unterrichtet. Entweder gestalte ich den Unterricht oder die Schüler*innen haben einen Arbeitsauftrag, bei dem ich Ihnen helfe. Meistens bringe ich Ihnen etwas Englisch bei. Es ist aber sehr schwer richtigen Englischunterricht durchzuführen, da ich dort keinen regelmäßigen Stundenplan habe. Zudem sind die Lehrerinnen sehr oft nicht anwesend und ich muss alleine auf die beiden Klassen aufpassen, wobei es meistens unmöglich ist, richtigen Unterricht zu machen.
In der weiterführenden Schule "Runta Abajo" findet regelmäßig Englischunterricht statt. Dort begleite ich die beiden Englischlehrerinnen in der sechsten, neunten, zehnten und elften Klasse. Entweder bereite ich kleine Einheiten und Übungen vor oder helfe den Schüler*innen bei Stillarbeitsphasen. Da Englisch in Kolumbien kaum gesprochen wird, gibt es im Unterricht immer genug zu tun. Die meiste Zeit verbringe ich an den beiden anderen (Grund-)Schulen, weswegen ich sehr gerne an dieser Sede unterrichte, um auch mal mit älteren Jugendlichen zu arbeiten, die teilweise so alt sind wie ich.
Meine Lieblingsarbeitsstelle ist die Grundschule "Barón Gallero". Sie ist zwar sehr weit vom Zentrum, wo ich wohne, entfernt, jedoch lohnt sich der weite Weg. Die Schule liegt eingebettet zwischen Bergen, Wäldern und Kühen in der wunderschönen Landschaft Boyacas (so heißt das Departamento) - mitten in den Anden. Da die Schule so klein ist (ca. 30 Schüler*innen) ist die Atmosphäre sehr familiär und meine Bindung zu den Kindern viel enger als an den anderen beiden Sedes. Ich unterrichte dort immer alleine, da die Lehrerinnen nur zu dritt sind und sich somit ohnehin schon um mehrere Klassenstufen gleichzeitig kümmern müssen. Eine Klasse besteht nur aus fünf bis zehn Schüler*innen, wodurch der Unterricht viel einfacher durchzuführen ist und sehr viel Spaß macht. Am Anfang meines Aufenthaltes in Kolumbien, habe ich meine Tätigkeit an der anderen Grundschule als nicht sonderlich sinnvoll wahrgenommen. Doch hier habe ich das Gefühl, dass meine Arbeit sehr wertgeschätzt wird. Die meisten Kinder sind extrem motiviert Englisch zu lernen, was ich von den anderen beiden Sedes gar nicht kannte. Meine Schüler*innen von dieser und den andern beiden Sedes sind hauptsächlich Kinder von Bäuerinnen und Bauern der umliegenden Regionen. "Barón Gallero", also die kleinste Sede, liegt schon sehr weit außerhalb der Stadt, doch viele Kinder leben in noch entfernter gelegenen ländlichen Gebieten, sodass sie einen sehr weiten Weg zur Schule haben.
Neue Projekte: Radio und Behindertenhilfe
Meine eigentliche Arbeit besteht aus dem Unterricht an den drei verschiedenen Sedes, wovon ich gerade erzählt habe. Seit Kurzem habe ich neben der Schule noch zwei weitere, kleine Projekte. Zusammen mit ein paar anderen deutschen Freiwilligen und Menschen, die in Tunja leben, aber aus anderen Ländern kommen, nehmen wir regelmäßige Radiosendungen auf. Diese handeln von Bilinguismus und sollen dazu motivieren, Englisch zu lernen.
Mein zweites Projekt neben der Schule ist die Arbeit in einer Organisation für Menschen mit Behinderung. Dort helfe ich bei den Ausflügen ins Schwimmbad oder beim Nachmittagsprogramm wie zum Beispiel Sport oder basteln mit. Diese beiden Projekte habe ich erst vor Kurzem begonnen - wenn ich ein bisschen mehr darüber erzählen kann, wird darüber auch ein Blogeintrag folgen.
Ich hoffe, du hast durch diesen Eintrag einen besseren Eindruck von meinem Arbeitsalltag während meines Freiwilligendienstes hier in Kolumbien erhalten. Wenn du die Freiwilligenarbeit an öffentlichen Schulen in Tunja, Boyaca mit einer kleinen Spende unterstützen möchtest, würdest du mir und den Kindern an meiner Schule eine große Freude bereiten! Mehr Infos zu den Spenden findest du hier.
Muchas gracias y hasta luego!
Meine Schule(n)
In Kolumbien besteht eine Schule meistens aus mehreren verschiedenen Standorten, die "Sedes" genannt werden. Meine Schule heißt "Rural del Sur" und ihre Sedes (also Standorte) liegen weit außerhalb der Stadt in den ländlichen Regionen Tunjas. Die erste Hälfte meines Freiwilligendienstes habe ich ausschließlich an einer Sede namens "Runta Arriba" verbracht. Das ist eine kleine Grundschule mit circa 100 Schüler*innen und fünf Lehrerinnen. Da ich mich dort aus verschiedenen Gründen nicht so wohl gefühlt habe und es auch nicht so viel für mich zu tun gab, arbeite ich seit Januar nur noch ein mal in der Woche dort. Die übrigen Tage verbringe ich an zwei weiteren Sedes dieser Schule: "Runta Abajo" und "Barón Gallero". Der erste Standort ist eine weiterführende Schule, die zwar etwas größer als die Grundschule, jedoch immer noch relativ klein ist. "Barón Gallero" ist mit ca. 30 Schüler*innen und drei Lehrerinnen die kleinste Sede und liegt inmitten der schönen Natur der Anden.
Meine Aufgaben in der Schule
Prinzipiell ist es als Schulassistenz meine Aufgabe, die Lehrer*innen im Englischunterricht zu unterstützen. Meine Tätigkeit sieht jedoch teilweise ganz anders aus und variiert von Sede zu Sede stark. In "Runta Arriba", der Grundschule, an der ich das erste halbe Jahr verbracht habe, gibt es nur selten Englischunterricht, da die Lehrerinnen selbst kaum Englisch sprechen. Außerdem wird eine Klasse immer parallel zu einer anderen von der selben Lehrerin unterrichtet, weil es zu wenige Lehrerinnen gibt. Aus diesem Grund bin ich immer bei der Lehrerin, die gerade zwei Klassen gleichzeitig unterrichtet und kümmere mich um einen Kurs während sie die anderen Kinder unterrichtet. Entweder gestalte ich den Unterricht oder die Schüler*innen haben einen Arbeitsauftrag, bei dem ich Ihnen helfe. Meistens bringe ich Ihnen etwas Englisch bei. Es ist aber sehr schwer richtigen Englischunterricht durchzuführen, da ich dort keinen regelmäßigen Stundenplan habe. Zudem sind die Lehrerinnen sehr oft nicht anwesend und ich muss alleine auf die beiden Klassen aufpassen, wobei es meistens unmöglich ist, richtigen Unterricht zu machen.
In der weiterführenden Schule "Runta Abajo" findet regelmäßig Englischunterricht statt. Dort begleite ich die beiden Englischlehrerinnen in der sechsten, neunten, zehnten und elften Klasse. Entweder bereite ich kleine Einheiten und Übungen vor oder helfe den Schüler*innen bei Stillarbeitsphasen. Da Englisch in Kolumbien kaum gesprochen wird, gibt es im Unterricht immer genug zu tun. Die meiste Zeit verbringe ich an den beiden anderen (Grund-)Schulen, weswegen ich sehr gerne an dieser Sede unterrichte, um auch mal mit älteren Jugendlichen zu arbeiten, die teilweise so alt sind wie ich.
Meine Lieblingsarbeitsstelle ist die Grundschule "Barón Gallero". Sie ist zwar sehr weit vom Zentrum, wo ich wohne, entfernt, jedoch lohnt sich der weite Weg. Die Schule liegt eingebettet zwischen Bergen, Wäldern und Kühen in der wunderschönen Landschaft Boyacas (so heißt das Departamento) - mitten in den Anden. Da die Schule so klein ist (ca. 30 Schüler*innen) ist die Atmosphäre sehr familiär und meine Bindung zu den Kindern viel enger als an den anderen beiden Sedes. Ich unterrichte dort immer alleine, da die Lehrerinnen nur zu dritt sind und sich somit ohnehin schon um mehrere Klassenstufen gleichzeitig kümmern müssen. Eine Klasse besteht nur aus fünf bis zehn Schüler*innen, wodurch der Unterricht viel einfacher durchzuführen ist und sehr viel Spaß macht. Am Anfang meines Aufenthaltes in Kolumbien, habe ich meine Tätigkeit an der anderen Grundschule als nicht sonderlich sinnvoll wahrgenommen. Doch hier habe ich das Gefühl, dass meine Arbeit sehr wertgeschätzt wird. Die meisten Kinder sind extrem motiviert Englisch zu lernen, was ich von den anderen beiden Sedes gar nicht kannte. Meine Schüler*innen von dieser und den andern beiden Sedes sind hauptsächlich Kinder von Bäuerinnen und Bauern der umliegenden Regionen. "Barón Gallero", also die kleinste Sede, liegt schon sehr weit außerhalb der Stadt, doch viele Kinder leben in noch entfernter gelegenen ländlichen Gebieten, sodass sie einen sehr weiten Weg zur Schule haben.
Neue Projekte: Radio und Behindertenhilfe
Meine eigentliche Arbeit besteht aus dem Unterricht an den drei verschiedenen Sedes, wovon ich gerade erzählt habe. Seit Kurzem habe ich neben der Schule noch zwei weitere, kleine Projekte. Zusammen mit ein paar anderen deutschen Freiwilligen und Menschen, die in Tunja leben, aber aus anderen Ländern kommen, nehmen wir regelmäßige Radiosendungen auf. Diese handeln von Bilinguismus und sollen dazu motivieren, Englisch zu lernen.
Mein zweites Projekt neben der Schule ist die Arbeit in einer Organisation für Menschen mit Behinderung. Dort helfe ich bei den Ausflügen ins Schwimmbad oder beim Nachmittagsprogramm wie zum Beispiel Sport oder basteln mit. Diese beiden Projekte habe ich erst vor Kurzem begonnen - wenn ich ein bisschen mehr darüber erzählen kann, wird darüber auch ein Blogeintrag folgen.
Ich hoffe, du hast durch diesen Eintrag einen besseren Eindruck von meinem Arbeitsalltag während meines Freiwilligendienstes hier in Kolumbien erhalten. Wenn du die Freiwilligenarbeit an öffentlichen Schulen in Tunja, Boyaca mit einer kleinen Spende unterstützen möchtest, würdest du mir und den Kindern an meiner Schule eine große Freude bereiten! Mehr Infos zu den Spenden findest du hier.
Muchas gracias y hasta luego!
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Dieses Bild ist entstanden als mich meine Eltern besucht haben und wir zusammen an meinen Schulen waren |
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